Wasservogelzählung


Neckar in Mannheim | © Michael Schmolz

Die internationale Wasservogelzählung (WVZ) ist eines der ältesten systematischen Zählprogramme für Tierpopulationen überhaupt. Erste Anfänge systematischer Erfassungen von rastenden Wasservögeln in Deutschland reichen bis in die 40er Jahre des vorigen Jahrhunderts zurück. Auch in anderen Ländern Europas gab es derartige Initiativen, die in den 1960er Jahren schließlich in weiten Teilen Westeuropas zum International Waterbird Census (IWC) zusammengeführt wurden. Die Saison 1966/67 gilt schließlich als Startpunkt für die Wasservogelzählungen wie wir sie heute kennen.

Diese Erfassungen haben nicht nur die Erkenntnisse über Bestände, Verbreitung und Trends der an Gewässer gebundenen Vogelarten wesentlich verbessert, sondern auch einen äußerst wichtigen Beitrag bei der Identifizierung und Etablierung eines weltweiten Netzes an Schutzgebieten für Wasservögel (z.B. RAMSAR-Gebiete) geleistet. Somit tragen sie auch zu einem der erfolgreichsten Schutzgebietsprogramme bei. Mehr Infos zur WVZ finden Sie auf der dda-Homepage

 

Das Monitoring rastender Wasservögel in Baden-Württemberg


Dritthäufigste Entenart in BW: Die Tafelente
© Michael Schmolz

Das Interesse an den Wasservogelzählungen ist bei den südwestdeutschen Ornithologen seit jeher sehr groß und viele Ehrenamtliche beteiligen sich auf regionaler Ebene teilweise schon seit Jahren daran. Allerdings fehlte es bislang an einer zentralen landesweiten Koordination, die diese Aktivitäten aufeinander abstimmt und versucht, Lücken im Zählgebietsnetz zu schließen. Außerdem dient eine solche landesweite Koordination als Schnittstelle zwischen dem Dachverband Deutscher Avifaunisten, der das MrW bundesweit koordiniert, dem Vorstand der OGBW und vor allem den regionalen Koordinatoren des MrW. Außerdem gab es keine zentrale landesweite Datenbank, in der die Ergebnisse der Zählungen aus Baden-Württemberg zusammengeführt werden.

Im November 2013 haben sich die regionalen Koordinatoren der Wasservogelzählung in Baden-Württemberg auf die Etablierung einer landesweiten Koordination des Monitorings rastender Wasservögel (MrW) unter dem Dach der OGBW geeinigt. Seither gibt es mit Dr. Hans-Günther Bauer einen Ansprechpartner für die südlichen Landesteile und mit Michael Schmolz einen für die nördlichen.

In den vergangenen Jahren wurde sukzessive an einer Erweiterung der Zählkulisse und einer Akquise neuer Mitarbeiter*innen gearbeitet – dies mit Erfolg: Bei der letzten landesweiten Zählung (2014/15) haben sich mind. 848 Personen bei diesem gemeinschaftlichen Großprojekt engagiert – ein wahres Meisterstück der Koordination auf den verschiedensten Ebenen und vor allem getragen durch die glänzende Zuarbeit der Regionalkoordinatoren.

Ein weiterer Schwerpunkt der Arbeit war die Integration eines Großteils der Zählgebiete in der Online-Meldeplattform www.ornitho.de . Dadurch können die Zähler*innen direkt nach der Erfassung ihre Ergebnisse eingeben, so dass diese sofort – oder zumindest wesentlich schneller – für Auswertungen zur Verfügung stehen. Außerdem fließen sie so in die bundesweite Datenbank des DDA ein und können von dort aus vielfältig genutzt werden.

 

Erfolgreiche Projekte


Häufigstes Neozoon in BW: Die Nilgans
© Michael Schmolz

Neben diesen mehr organisatorischen und investiven Tätigkeiten, die natürlich für ein funktionierendes künftiges MrW von unschätzbarer Bedeutung sind, gab es aber auch schon zwei herausragende Projekte, bei der sich die Strukturen bereits bewährt haben: Eine landesweite WVZ im Winter 2008/2009 (Bauer et al. 2010, s. link unten) und eine Wiederholungszählung im Winter 2014/2015 (Bauer et al. 2017). In diesem Winter (2020/2021) steht eine zweite Wiederholung dieser landesweiten Erfassung an: Der erste Termin (November) ist bereits erfolgreich durchgeführt worden bei einer ähnlichen Abdeckung wie bei den Vorgängererfassungen. Auch für die Januarerfassung wird ein guter Abdeckungsgrad erwartet. Dennoch werden freiwillige Zähler*innen gesucht. Vor allem im Oberlauf des Neckars (Kreise RW und VS), an Jagst und Kocher (v.a. KÜN und AA), an diversen Gewässern im Schwarzwald und an der Tauber gibt es noch großen Bedarf an Helfer*innen.

Die WVZ ist nur möglich durch das Engagement hunderter ehrenamtlicher Mitarbeiter*innen, die die Basis dieses Programms darstellen, sowie durch fachliche und logistische Unterstützung durch den DDA und finanzielle Förderung durch die OGBW. Ihnen allen sei herzlich gedankt

In der Reihe „Vögel in Deutschland“ ist 2015 ein Heft zum Thema "Erfassung rastender Wasservögel" erschienen, das einen guten Überblick über die WVZ bietet. Es kann hier abgerufen werden .
Die Ergebnisse der landeweiten Wasservogelzählungen 2008/2009 finden sich unter , die Ergebnisse der Zählungen 2014/2015 unter .

 

Kontakt:
Michael Schmolz und Hans-Günther Bauer